Sekundarstufe trifft Seniorenresidenz. Praktikum oder doch viel mehr?
Die Montessori-Schule Essing startet mit einem ungewöhnlichen Projekt in das neue Schuljahr.
Während viele Jugendlichen eher mit "Null"-Bockstimmung zu kämpfen haben, schafft es die Jugendschule in der Montessori-Pädagogik den "richtigen Nerv" zu treffen. Jugendliche werden dabei nicht als "Pubertier" gesehen, sondern als Individuen in einer sensiblen Umbruchphase des Lebens, die nach Verantwortung, sinnhafter Tätigkeit, Selbst- und Lebenserfahrung sowie nach Gerechtigkeit streben. In der Jugendschule widmen sich die Schüler/innen für ein Schuljahr selbstverantwortlich einem Projekt. Die Montessorischule in Essing setzt damit ein Konzept um, das bereits Maria Montessori als sogenannten „Erdkinderplan“ entwarf. Sie hatte erkannt, dass sich die Entwicklung des Gehirns in der Pubertät von der Entwicklung in anderen Altersstufen signifikant unterscheidet. Daher plädierte sie dafür, dass an die Stelle der Schule praktische Arbeit treten soll.
In diesem Schuljahr konnten das Pflege- und Betreuungszentrum "Burgenblick" und das „Seniorenhaus Riedenburg“, beide in Riedenburg, als Partner der Schule gewonnen werden. In der Jugendschule steht nicht so sehr praktische Erfahrung in Pflege und Betreuung alter Menschen im Vordergrund. Der pädagogische Mehrwert liegt vielmehr in der gelebten sozialen Verantwortung und in einem sozialen Engagement. Diese wichtige Sozialkompetenz sollte nach Maria Montessori im Jugendalter gefördert werden, um ein friedvolles, wertschätzendes Miteinander über Generationen hinweg aufbauen zu können. Die Schüler/innen lernen bei den wöchentlichen Treffen mit den Bewohnern der beiden Altenheime nicht nur wichtige Aspekte über das Älterwerden und die damit verbundenen Einschränkungen. Sie erfahren vielmehr, dass sich die gelebte Jahrgangsmischung an der Schule ganz genauso in der Gesellschaft abbildet. Von dieser sind unsere Senioren mit ihrer Geschichte und ihrer Schaffenskraft ein wichtiger Teil, der Wertschätzung verdient. In diesem Zusammenhang helfen die motivierten und kräftigen Jugendlichen bei der Erfüllung des Wunsches alter, gebrechlicher Menschen nach Teilhabe mit und setzen das Montessori-Prinzip "Hilf mir es selbst zu tun" beispielsweise bei Spielen, Basteln oder beim Backen mit den Senioren um.
Die Montessori-Schülerinnen und Schüler gehen nicht unvorbereitet in diese Aufgabe. Sie werden wöchentlich in Seminaren vorbereitet auf Ihre Aufgaben in einem Seniorenheim. Geleitet werden diese Seminare von einer Psychologin, die selbst im Bereich der Alters- und Demenzpflege tätig ist. Die Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, dass sie auch mit unschönen Dingen konfrontiert werden können. Mit diesen Seminaren sollen sie auch auf solche Situationen vorbereitet werden.
Die Senioren freuen sich jedenfalls über den wöchentlichen Besuch und die Schülerinnen und Schüler auf ihre spannenden Aufgaben.
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